Ich habe eine Schreinerei in Afrika. Bald!
Hilf mir, es selbst zu tun. Diesen Satz der Vorzeigepädagogin Maria Montessori setzt die Gewerbliche Schule Waiblingen (GSWN) nun gemeinsam mit der Evangelisch-methodistischen Kirche Deutschland ganz neu um. Und nicht im Rems-Murr-Kreis, sondern in Afrika. Genauer in Sierra Leone. Einem der schönsten und ärmsten Länder des schwarzen Kontinents.
Sierra Leone liegt in Westafrika, und war bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts eine englische Kolonie. Seither wurde die Republik durch Bürgerkriege und Seuchen, zuletzt Ebola, heimgesucht. Dennoch versprühe das Land "Hoffnung und Aufbruchwillen", so Hans-Jochen Layer, Lehrer an der Gewerblichen Schule Waiblingen und einer der Drahtzieher des neuen Kooperationsprojektes der Schule. Layer ist Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche und erstmals über seine Kirche mit dem afrikanischen Staat in Berührung gekommen. "Knapp 200.000 Methodisten leben in diesem Teil Afrikas, in friedlicher Koexistenz mit allen anderen Religionen", berichtet Pastorin Ulrike Burkhardt-Kibitzki. Die Kirche ist seit Ende des 19. Jahrhunderts dort engagiert, vor "allem im Bildungs- und Gesundheitssystem", so Burkhardt-Kibitzki. Über alle konfessionellen Grenzen hinweg. Auch das neue gemeinsame Projekt mit der GSWN wird für alle offen sein, ganz unabhängig davon ob und an was sie glauben.
"Das Schulsystem in der Sierra Leone ist ganz gut", erzählt Hans-Jochen Layer, "das stammt noch von den Engländern." Nach der Schule sehe es dann aber mau aus. Eine organisierte Berufsausbildung suche man vergebens. "Das heißt", so Layer, " den Jugendlichen bleibt nach der Schule oft nur eine Arbeit als Tagelöhner und das zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen." Das soll sich ändern. Angelehnt an ein ähnliches Projekt, das jungen Frauen zu einer Berufsausbildung als Schneiderin verhilft und ihnen so wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht, soll dies nun auch für junge Männer erreichbar sein. Sie sollen hier eine Schreinerausbildung absolvieren können, um danach entweder einen guten Arbeitsplatz zu finden, oder als selbstständiger Tischler auf eigenen Füßen zu stehen. "Konopenter" heißt das Projekt. Der Name setzt sich aus dem Namen des Distriktes Kono und dem englischen Wort für Tischler, carpenter, zusammen. "Wir bauen ein Schulhaus und einen Maschinenraum", erzählt Layer. "In einem einjährigen Kurs sollen junge Männer das Schreinerhandwerk erlernen." Auf dem Lehrplan stehen neben Sägen und Hobeln, der Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen und wirtschaftliche Grundlagen zur Führung eines Kleinbetriebes. Angedacht ist auch ein Start Up Kit mit Werkzeugen zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss, um den Weg in die Selbständigkeit ohne Schulden zu erreichen. Mittelfristig soll sich das Projekt durch Möbelherstellung und Aufträge aus dem freien Markt tragen. In der Anschubphase aber, sagt Layer, "ist konkrete Hilfe gefragt". Zum einen benötigt die Initiative Geldspenden. Aber mehr noch sind Sachspenden gefragt "Wir suchen gebrauchte Holzbearbeitungsmaschinen und verschiffen sie per Container nach Sierra Leone", erklärt der Lehrer. Ein sechs Meter Container steht bereits ganz gut gefüllt auf dem Parkplatz der GSWN, und geht in den nächsten Tagen auf die Reise. "Für die nächste Runde werden noch eine Tischfräsmaschine, Bandsägen, mobile Absaugungen und ein großer Stromerzeuger gesucht." Aber natürlich sind auch alle anderen Maschinen willkommen, sofern sie professionell und funktionstüchtig sind! In wenigen Wochen wird der Container dann gen Afrika aufbrechen. Layer und andere Lehrer und Helfer und Schüler der GSWN werden folgen, um als Workteam vor Ort das Projekt Konopenter voranzutreiben.
Bei Interesse an einer Spende, Mithilfe in der Ausbildung oder weiteren Informationen zum Projekt stehen sowohl Hans-Jochen Layer unter hjlayer@arcor.de, als auch der Schulleiter der Gewerblichen Schule Waiblingen, Hans-Jürgen Bucher, unter bucher@gswn.de gerne zur Verfügung.