Ein Riesenflieger von Schülern gebaut
Von Annette Hohnerlein
ASPACH. Pfeilschnelle Jets, historische Militärflugzeuge und elegante Segelflieger gab es gestern bei der Ausstellung der Modellflieger-Gemeinschaft Aspach in der Gemeindehalle Großaspach zu bestaunen. Eine besondere Attraktion war das Modell eines Airbus A380, ein Gemeinschaftsprojekt von vier Schulen aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Ungarn.
Es gibt nicht viele Menschen, die von sich sagen können, dass sie einen Airbus A380 konstruiert haben. Michael Beck ist einer von ihnen. Der Lehrer am Technischen Gymnasium der Gewerblichen Schule Waiblingen hat das Modell des Riesenfliegers selbst konstruiert und gemeinsam mit Schülern aus vier Ländern in Holzbauweise gefertigt. Die Daten für die Konstruktion entnahm er den A-380-Originalplänen, an die er über persönliche Beziehungen gelangte.
An dem Projekt, das von 2009 bis 2011 lief und von der EU gefördert wurde, waren rund 80 Schüler an vier technischen Schulen beteiligt. "Wie im Airbus-Konzern hatte jedes Land seine Aufgaben", erläutert Beck, der seit seinem 15. Lebensjahr Modellbauer ist. In Waiblingen entstanden die Tragflächen und die Turbinengondeln. Reihum wurde jede der vier Schulen von den beteiligten Schülern und ihren Lehrern besucht und dabei eines der A-380-Exemplare zusammengesetzt.
Höhepunkt des Projektes war der Jungfernflug der vier Modelle auf einem regulären Flugplatz in Albertville in Frankreich, der für diesen Zweck drei Stunden lang gesperrt wurde. "Das war sehr beeindruckend und gewinnbringend für die Schüler", zieht Michael Beck Bilanz, "Die Partnerschaften zwischen den Schulen bestehen bis heute."
Neben dem Airbus-Modell mit 2,5 Metern Spannweite gab es noch eine Vielzahl anderer Flugzeug- und Helikoptermodelle in der Gemeindehalle zu bewundern. Zum Beispiel Nachbauten von historischen Flugzeugen wie einer F4U Corsair, einer US-Militärmaschine aus dem Zweiten Weltkrieg mit umklappbaren Tragflächen und liebevoll gestalteter Oberfläche inklusive Graffiti und zerkratztem Lack. Oder rasant aussehende kleine Jets aus Kohlefaser, die mit Kerosin betrieben werden und Geschwindigkeiten von über 500 Kilometern in der Stunde erreichen. Daneben große Segelflieger mit einer Spannweite von bis zu zehn Metern, wendige kleine Kunstflugmaschinen, verschiedene Hubschrauber oder federleichte kleine Modelle für den Indoorflug.
Wie viel Zeit ein Modellbauer in solch ein Flugobjekt seiner Begierde steckt, hängt von seinen persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten ab. Es gibt Modelle, bei denen nur die vorgefertigten Teile zusammengesetzt und der Antrieb eingebaut werden muss, erläutert Thomas Stier, der Jugendleiter des Vereins. In diesem Fall beträgt der Zeitaufwand ungefähr zwei Tage. Bei anderen Bausätzen habe man nur eine Kiste mit Holz und einen Bauplan als Ausgangsmaterial. "Dann kann die Arbeit an einem Flugzeug einen ganzen Winter lang dauern".
Einer, der einen großen Aufwand nicht scheut, ist David Lill. Der 16-Jährige aus Sulzbach an der Murr zeigt ein Schaumstoffmodell einer amerikanischen Transportmaschine Douglas DC-3, das er komplett selbst entwickelt hat. Die Maße dafür hat er aus Bildern aus dem Internet abgenommen, das Einziehfahrwerk und die Beleuchtung hat er selbst entwickelt. "Sie fliegt, aber nicht unbedingt schön", findet der junge Modellbauer. Deshalb wird er die Nase mit Metall verstärken, um so den Schwerpunkt etwas nach vorne zu verlagern.
Unter den rund 80 Mitgliedern der Modellflieger-Gemeinschaft Aspach sind ungefähr 20 Jugendliche. "Wir haben keine Nachwuchssorgen", stellt Thomas Stier zufrieden fest. Seit Februar bietet der Verein eine Arbeitsgemeinschaft an der Conrad-Weiser-Schule in Großaspach an, in der technikinteressierte Mädchen an das Hobby des Modellbauens herangeführt werden. Die Kooperation mit dem Namen "Girls Fly" wird als eines von bundesweit zehn Projekten von einem Firmenverbund aus dem Bereich Modellbau gefördert.
In der Modellausstellung konnten interessierte Besucher an Flugsimulatoren ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn man solch ein kleines Kunstwerk in den Himmel schickt. Auch der Vereinsnachwuchs muss zunächst auf diese Weise üben, erzählt Thomas Stier. Speziell das Landen will gelernt sein, damit die mit viel Mühe gebauten und nicht ganz billigen Modelle dabei nicht in ihre Einzelteile zerlegt werden. Daneben es gibt sogenannte Lehrer-Schüler-Stunden auf dem vereinseigenen Fluggelände, bei denen zwei Fernsteuerungen verwendet werden, sodass der Lehrer in kritischen Phasen eingreifen kann.
Quelle: Backnanger Kreiszeitung