Spenden ermöglichen Ausbildung für junge Menschen in Sierra Leone
Ungewohnt laut ist es am Mittwochmorgen auf dem Parkplatz der Gewerblichen Schule Waiblingen. Denn an diesem Tag wird schwere Fracht verladen. Zwei Container, gefüllt mit Maschinen zur Holz- und Metallbearbeitung, ein Generator sowie allerlei Werkstattausstattung werden auf Lastwagen verladen, auch ein privat gespendeter Traktor mit Anhänger sowie eine vom Landkreis finanzierte Fotovoltaikanlage müssen sicher verstaut werden. Die Fracht geht auf eine weite Reise. Sierra Leone heißt das Ziel, dass die Spenden in einigen Wochen erreichen werden. Es ist eine Reise in eine andere Welt. Während es für die Schülerinnen und Schüler der Waiblinger Schule glücklicherweise selbstverständlich ist, eine Berufsausbildung zu machen, und damit gute Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, haben viele junge Menschen in Sierra Leone kaum Zukunftsperspektiven. Der Kono-Distrikt im Osten des westafrikanischen Landes ist zwar reich an Diamanten und Gold. Doch diese Bodenschätze kommen nur wenigen Einheimischen zugute. Viele Menschen sind arm, es gibt große soziale Probleme. Eine staatlich organisierte Berufsausbildung gibt es praktisch nicht. Auch Jugendliche, die eine Schule besucht haben, finden oft nur Arbeit als Tagelöhner.
Schüler engagieren sich seit 2017
Das Projekt „Konokai“ (bedeutet in der regionalen Sprache „junge Menschen von Kono“) will das ändern, es ermöglicht jungen Männern, zum Schreiner oder Metallwerker ausgebildet zu werden. Im Rahmen der Ausbildung trainieren sie handwerkliche Fertigkeiten und den Umgang mit Holz- und Metallbearbeitungsmaschinen. Zum Ausbildungskonzept gehören außerdem Hilfen zur Führung eines Kleinbetriebs. Mittelfristig soll sich das Projekt finanziell selbst tragen, durch die Herstellung und den Verkauf von Gebrauchsgegenständen aus Holz und Metall sowie die Bearbeitung von Aufträgen auf dem freien Markt.
Seit 2017 unterstützen unter anderen die EmK-Weltmission, die evangelisch-methodistische Kirche, Unternehmen aus der Region und die Gewerbliche Schule Waiblingen das Projekt mit Material und Know-how. Die Schülerinnen und Schüler verschiedener Schularten der Gewerblichen Schule haben sich in dieser Zeit mit unterschiedlichen Projekten eingebracht: So enthalten die Container eine Abladevorrichtung, die unter der Leitung des technischen Lehrers Patrick Feigl mit Schülern der Metallabteilung der Gewerblichen Schule entwickelt und gebaut wurde.
Hilfe zur Selbsthilfe
Vor der Corona-Pandemie ist der Leiter des Konokai-Projektes, Hans-Jochen Layer, mit Schülern nach Afrika gereist, um beim Aufbau von Arbeitstischen, Maschinen und der Elektrik zu helfen. „Im Fach Global Studies am Technischen Gymnasium wurden zum Beispiel die Wirtschaftsverhältnisse in Sierra Leone behandelt und die Frage, wie man sinnvoll helfen kann“, sagt Lehrerin Kathi Huttenlocher.
Das Projekt „Konokai“ ist nicht nur Hilfe zur Selbsthilfe für die Menschen in Sierra Leone, sondern ist für Landrat Richard Sigel auch „Klimaschutz zum Anfassen“, sagte er beim Verladen der Container. Diese werden nun nach Bremerhaven zum Verschiffen gebracht. Von dort geht es nach Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, und dann weiter in den Kono-Distrikt im Osten des Landes. Hans-Jochen Layer wird im August das Entladen der Container persönlich betreuen. Er freut sich sehr darauf, die Menschen vor Ort zu sehen, denn während der Pandemie hatten sich die Waiblinger Schüler und Lehrer viele Gedanken darüber gemacht, wie die Menschen in Sierra Leone mit dem Coronavirus zurechtkommen. „Das war unsere größte Sorge“, sagt Huttenlocher. Die Spendenbereitschaft sei dagegen in der Krise sogar eher noch gestiegen.
Vor der Corona-Pandemie haben Waiblinger das Projekt vor Ort in Sierra Leone unterstützt.