So sieht meine Lunge aus? Igitt!
Berufsschulklassen der Gewerblichen Schule Waiblingen besuchen die umstrittene Körperweltenausstellung in Stuttgart
So sieht meine Lunge aus? Igitt!
Waiblingen/Stuttgart 2017 Der Gemeinschaftskundeunterricht an den Berufsschulen in Baden Württemberg hat unter anderem das Ziel aus jungen Menschen mündige Bürger zu machen. Dazu gehört auch ab und an die Auseinandersetzung mit strittigen Themen. Mit Themen und Themenkreisen, die in einer Gesellschaft debattiert und durchaus kontrovers beurteilt werden. Ein solches Thema stellen zum Beispiel die Körperweltenschauen Gunther von Hagens dar, die seit den 1990er Jahren durch die Welt touren, mittlerweile von 40 Millionen Menschen besucht worden sind und noch von weit mehr hitzig besprochen werden. Gegenstand der Ausstellung sind nämlich - Leichen.
Gunter von Hagens, einem studierten Arzt, gelang es vor Jahrzehnten ein Verfahren zu entwickeln, mit dem tote Körper und Organe quasi für die Ewigkeit haltbar gemacht werden können. Sein Ziel war es dabei Laien (also Nichtmedizinern) anatomische Kenntnisse nahezubringen und zu zeigen wie menschliche Körper denn so von innen aussehen und funktionieren. Das klingt schon mal recht schaurig. Die Tatsache "totes Leben" ansehen zu müssen sorgte dann bei einigen Schülern auch erst mal für geteilte Begeisterung. "Leichen gucken", das empfanden viele als "gruselig". Als die Schüler sich vorbereitend mit der Ausstellung befassten verschwand die Grundabwehr und wich leiser Skepsis. Fast alle ließen sich schließlich darauf ein. Und machten sich neugierig auf die Stuttgarter Schau zu erkunden. Der Schwerpunkt hier: Wie Leben entsteht und vergeht. In der Stuttgarter Schau bedeutet das, dass man sowohl die Entwicklung von Föten (faszinierte die Schüler durch die Bank am meisten), eine tote Schwangere mit aufgeschnittenem Bauch (erzeugte heftige Abwehr) und das Vergehen des Lebens (zum Beispiel an einer kongenialen Erklärung der Alzheimer Krankheit im Comic) erfahren konnte. Das kam an. Anderes bewerteten die Schüler eher kritisch: "Leichen auf einem Skateboard, das brauch doch keiner". Ziel war es hier das Muskelverhalten beim Fahren deutlich zu machen, was die Schüler nicht erhellend fanden. Auch der übergroße Radfahrer stieß auf wenig Gegenliebe: "Was soll ich hier denn erkennen...". Darauf gaben auch die seitlich angebrachten Tafeln keine zufriedenstellende Antwort.
Eindruck machten die ausgestellten Organe, weil anschaulich. So werden in der Schau unter anderem Lungen von Rauchern und Nichtrauchern gezeigt. "Krass", so ein Schüler, "jedes Jahr lagert sich in meiner Lunge eine ganze Tasse Teer an. Jedes Jahr". Bei 20 Zigaretten am Tag, bei mehr dann eben mehr. Auch beliebt: Die Leber. Klein und hässlich (gesund), fett und weiß (Alkohol) als Zirrhose (zu viel Alkohol).
Insgesamt war das Fazit der Schüler sehr positiv. Von "Hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt", bis zu "Das war klasse! So vieles was ich nicht wusste" reichten die Resümees. Manch einer plante sogar mit seiner Familie erneut zu gehen: Dann sieht man mal das jeden Tag Alkohol doch was ausmacht".